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Die Gabe der Auslegung der Zungenrede

Definition und Wortbedeutung

Der Begriff „Auslegung der Zungenrede“ stammt aus 1. Korinther 12,10, wo Paulus von „ἑρμηνεία γλωσσῶν“ (hermēneía glōssôn) spricht. Diese Wortverbindung setzt sich aus zwei griechischen Begriffen zusammen:

  • ἑρμηνεία (hermēneía): bedeutet „Auslegung“, „Interpretation“, „Erklärung“ oder „Übersetzung“. Es leitet sich vom Verb „ἑρμηνεύω“ (hermēneúō) ab, was „dolmetschen“, „übersetzen“ oder „auslegen“ bedeutet. Von diesem Wort stammt auch unser Begriff „Hermeneutik“, die Wissenschaft der Interpretation.
  • γλωσσῶν (glōssôn): der Genitiv Plural von „glōssa“, was sowohl das physische Organ „Zunge“ als auch „Sprache“ bedeuten kann. Wie bei der Zungenrede bezieht es sich hier auf Sprachen oder Sprachphänomene.

Die Gabe der Auslegung der Zungenrede bezieht sich somit auf eine übernatürliche Befähigung, die Bedeutung oder den Inhalt einer in Zungenrede geäußerten Botschaft zu verstehen und in der gewöhnlichen Sprache der Gemeinschaft wiederzugeben, sodass sie für alle verständlich wird.

Biblische Grundlage

Die primäre biblische Grundlage für die Gabe der Auslegung der Zungenrede findet sich in:

  • 1. Korinther 12,10: „… einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Auslegung der Zungenrede.“
  • 1. Korinther 14,5: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde erbaut werde.“
  • 1. Korinther 14,13: „Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne.“
  • 1. Korinther 14,26-28: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selbst und für Gott.“

Diese Texte zeigen, dass die Auslegung der Zungenrede eine eigenständige Geistesgabe ist, die eng mit der Gabe der Zungenrede verbunden ist, aber auch unabhängig von ihr auftreten kann. Sie ist notwendig, um die in Zungenrede gegebene Botschaft für die Gemeinde nutzbar zu machen.

Die Beziehung zwischen Zungenrede und ihrer Auslegung

Die Gaben der Zungenrede und ihrer Auslegung stehen in einer besonderen komplementären Beziehung zueinander:

1. Funktionelle Ergänzung

  • Ohne Auslegung ist die Zungenrede für die Gemeinde nicht erbaulich: „Denn wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde“ (1. Korinther 14,4).
  • Mit Auslegung wird die Zungenrede der Prophetie gleichwertig: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde erbaut werde“ (1. Korinther 14,5).

2. Persönliche Verbindung

  • Dieselbe Person kann beide Gaben haben: „Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne“ (1. Korinther 14,13).
  • Unterschiedliche Personen können die Gaben haben: „Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus“ (1. Korinther 14,27).

3. Gegenseitige Abhängigkeit im öffentlichen Rahmen

  • Zungenrede ohne Auslegung soll in der Gemeinde nicht praktiziert werden: „Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde“ (1. Korinther 14,28).
  • Die Auslegung gibt der Zungenrede ihren kommunikativen Wert: Durch die Auslegung wird die Botschaft verständlich und somit erbaulich für alle.

Natur und Charakter der Auslegung

Was die Auslegung ist

  1. Eine übernatürliche Gabe: Es handelt sich nicht um natürliche Übersetzungsfähigkeiten, sondern um eine vom Heiligen Geist gewirkte Befähigung.
  2. Eine kommunikative Gabe: Sie dient der Vermittlung und dem Verständlichmachen der in Zungenrede gegebenen Botschaft.
  3. Eine Gabe der Offenbarung: Der Ausleger erhält übernatürliche Einsicht in die Bedeutung des Gesagten.
  4. Eine Gabe zur Erbauung: Ihr Zweck ist die Stärkung und Auferbauung der Gemeinde.

Was die Auslegung nicht ist

  1. Keine wörtliche Übersetzung: Es geht nicht notwendigerweise um eine Wort-für-Wort-Übersetzung, sondern um die Wiedergabe des geistlichen Inhalts.
  2. Keine natürliche Sprachkompetenz: Anders als bei einem Dolmetscher beruht die Auslegung nicht auf erlernten Sprachkenntnissen.
  3. Kein menschliches Konstrukt: Die Auslegung basiert nicht auf menschlicher Interpretation oder Vermutung, sondern auf göttlicher Offenbarung.

Funktionen der Gabe der Auslegung

Die Auslegung der Zungenrede erfüllt mehrere wichtige Funktionen:

1. Erbauung der Gemeinde

  • 1. Korinther 14,5: „…damit die Gemeinde erbaut werde.“
  • Durch die Auslegung wird die in Zungenrede gegebene Botschaft für alle fruchtbar gemacht.
  • Sie verhindert, dass die Zungenrede zu einem isolierenden Element wird.

2. Vermittlung göttlicher Botschaften

  • Die Auslegung kann prophetische Inhalte, Ermutigungen, Trost oder Belehrung vermitteln.
  • Sie macht den in der Zungenrede enthaltenen geistlichen Reichtum zugänglich.

3. Bestätigung der Echtheit

  • Die Übereinstimmung von Zungenrede und Auslegung kann die Echtheit beider Manifestationen bestätigen.
  • Eine authentische Auslegung wird mit der allgemeinen biblischen Lehre übereinstimmen.

4. Ordnung im Gottesdienst

  • 1. Korinther 14,40: „Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen.“
  • Die Auslegung gewährleistet, dass die Zungenrede in geordneter und verständlicher Weise in den Gottesdienst integriert wird.

5. Begegnung mit dem übernatürlichen Wirken Gottes

  • Die Kombination von Zungenrede und Auslegung kann ein kraftvolles Zeugnis des übernatürlichen Wirkens Gottes sein.
  • Sie demonstriert die Realität des Heiligen Geistes in der Gemeinde.

Richtlinien für die Praxis nach 1. Korinther 14

Paulus gibt in 1. Korinther 14 klare Anweisungen für den Umgang mit der Zungenrede und ihrer Auslegung:

  1. Begrenzte Anzahl: „Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei“ (V. 27a).
  2. Nacheinander, nicht gleichzeitig: „… und einer nach dem andern“ (V. 27b).
  3. Notwendigkeit der Auslegung: „… und einer lege es aus“ (V. 27c).
  4. Bei fehlender Auslegung Schweigen: „Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde“ (V. 28).
  5. Kontrolle und Ordnung: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“ (V. 32).
  6. Alles zur Erbauung: „Lasst es alles geschehen zur Erbauung!“ (V. 26).
  7. Angemessenheit: „Lasst alles ehrbar und ordentlich zugehen“ (V. 40).

Theologische Perspektiven zur Gabe der Auslegung

Die verschiedenen theologischen Traditionen, die die Gabe der Zungenrede anerkennen, erkennen in der Regel auch die Gabe der Auslegung an. Die Perspektiven entsprechen weitgehend denen zur Gabe der Zungenrede:

1. Die pentekostal-charismatische Perspektive

Diese Sichtweise betont:

  • Die Auslegung ist eine fortbestehende Gabe für die Gemeinde heute.
  • Sie kann spontan vom Heiligen Geist gegeben werden, auch an Personen, die die Sprache nicht kennen.
  • Sie ist notwendig für den öffentlichen Gebrauch der Zungenrede in der Gemeinde.
  • Der Inhalt der Auslegung kann prophetischer Natur sein, muss aber mit der Schrift übereinstimmen.

2. Die evangelikale Perspektive

Diese Perspektive, die in vielen evangelikalen Gemeinden vertreten wird, die offen für charismatische Gaben sind:

  • Die Gabe der Auslegung ist mit angemessener Ordnung und Prüfung zu praktizieren.
  • Der Fokus liegt auf der Erbauung der Gemeinde, nicht auf dem spektakulären Aspekt.
  • Die Auslegung sollte mit der biblischen Lehre übereinstimmen und dieser untergeordnet sein.
  • Sowohl die Zungenrede als auch ihre Auslegung sollten in einer Weise praktiziert werden, die auch für Außenstehende respektvoll und nicht verwirrend ist.

3. Die cessationistische Perspektive

Diese Sichtweise, die in manchen reformierten und dispensationalistischen Kreisen vertreten wird:

  • Die Gabe der Auslegung, wie auch die Zungenrede selbst, war primär für die apostolische Zeit bestimmt.
  • Mit dem Abschluss des neutestamentlichen Kanons haben diese bestätigenden Zeichen ihren Hauptzweck erfüllt.
  • Die in 1. Korinther 14 gegebenen Prinzipien illustrieren allgemeine Wahrheiten über Ordnung und Verständlichkeit im Gottesdienst.

Anzeichen der Gabe der Auslegung

Menschen mit der Gabe der Auslegung der Zungenrede zeigen oft folgende Merkmale:

  1. Geistliche Sensibilität: Eine besondere Empfänglichkeit für die Bedeutung der in Zungenrede gesprochenen Botschaft.
  2. Verstehende Intuition: Ein intuitives Erfassen des Inhalts, ohne die Sprache selbst zu kennen.
  3. Kommunikative Fähigkeit: Die Fähigkeit, das Verstandene klar und verständlich auszudrücken.
  4. Geistliche Unterscheidung: Die Fähigkeit, zwischen menschlichen Gedanken und geistgewirkten Eindrücken zu unterscheiden.
  5. Gebetsgeist: Eine tiefe Verbundenheit mit Gott im Gebet, oft in Verbindung mit der eigenen Praxis der Zungenrede.
  6. Demut: Die Bereitschaft, die empfangene Auslegung der Prüfung durch die Gemeinde zu unterwerfen.

Gefahren und Herausforderungen

Die Gabe der Auslegung birgt auch spezifische Versuchungen und Herausforderungen:

  1. Subjektive Vermischung: Die Gefahr, eigene Gedanken oder Wünsche in die Auslegung einfließen zu lassen.
  2. Mangelnde Prüfung: Die Versuchung, jede Auslegung unkritisch als direkte Botschaft von Gott anzunehmen.
  3. Überhöhter Stellenwert: Die Tendenz, der Auslegung eine höhere Autorität beizumessen als der Schrift.
  4. Unordnung: Die Missachtung der paulinischen Richtlinien für den geordneten Ablauf.
  5. Missbrauch: Die Möglichkeit, die vermeintliche Auslegung zur Manipulation oder zur Durchsetzung eigener Agenden zu nutzen.
  6. Falsches Verständnis: Die Verwechslung von menschlicher Interpretation mit geistgewirkter Auslegung.

Entwicklung und Förderung der Gabe der Auslegung

Obwohl die Gabe der Auslegung ein Geschenk des Heiligen Geistes ist, kann sie gefördert und entwickelt werden:

  1. Gebet um die Gabe: Paulus ermutigt, nach den Geistesgaben zu streben (1. Korinther 14,1).
  2. Übung im stillen Gebet: Das Üben der Auslegung zunächst im privaten Rahmen.
  3. Bibelstudium: Die Vertrautheit mit der Schrift als Grundlage und Prüfstein für Auslegungen.
  4. Gemeinschaft: Der Austausch mit anderen, die diese Gabe praktizieren.
  5. Demütige Haltung: Die Bereitschaft, Korrekturen anzunehmen und zu lernen.
  6. Aktives Zuhören: Die aufmerksame Beobachtung der Zungenrede in Erwartung göttlicher Einsicht.
  7. Mut zum Teilen: Die Bereitschaft, empfangene Auslegungen in angemessener Weise mitzuteilen.

Die praktische Ausübung der Gabe der Auslegung

Im Gottesdienst

  1. Vorbereitung: Eine Atmosphäre der Erwartung und Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes.
  2. Koordination: Eine klare Absprache oder Signalisierung zwischen der zungenredenden Person und dem Ausleger.
  3. Zeitlicher Ablauf: Die Auslegung sollte normalerweise direkt auf die Zungenrede folgen.
  4. Gebet um Bestätigung: Ein stilles Gebet um Bestätigung oder Korrektur der empfangenen Auslegung.
  5. Angemessene Formulierung: Die Auslegung sollte in respektvoller, klarer und erbaulicher Weise mitgeteilt werden.
  6. Gemeinschaftliche Prüfung: Die Bereitschaft, die Auslegung von anderen reifen Gläubigen beurteilen zu lassen.

Inhaltliche Aspekte der Auslegung

Die Auslegung kann verschiedene Inhalte haben, ähnlich wie die Prophetie:

  1. Erbauung: Worte der Ermutigung und Stärkung für die Gemeinde.
  2. Ermahnung: Liebevolle Korrektur oder Ansporn zu einem gottgefälligen Leben.
  3. Tröstung: Worte des Trostes in Zeiten der Not oder Trauer.
  4. Führung: Hinweise auf Gottes Willen oder Richtung für die Gemeinde.
  5. Lobpreis: Die Auslegung kann die Form eines Lobpreises oder Gebets annehmen.

Die Gabe der Auslegung im Verhältnis zu anderen Gaben

Die Gabe der Auslegung steht in besonderer Beziehung zu anderen Geistesgaben:

  1. Zungenrede: Offensichtlich ist die Auslegung direkt mit der Zungenrede verbunden und komplementär zu ihr.
  2. Prophetie: Die Auslegung macht die Zungenrede in ihrer Wirkung der Prophetie gleichwertig (1. Korinther 14,5).
  3. Wort der Erkenntnis: Manchmal kann die Auslegung Erkenntnisse offenbaren, die auf natürlichem Wege nicht zugänglich sind.
  4. Unterscheidung der Geister: Diese Gabe kann helfen, die Echtheit sowohl der Zungenrede als auch ihrer Auslegung zu beurteilen.

Biblische Beispiele für Auslegung

Interessanterweise gibt es im Neuen Testament keine expliziten Beispiele für die Auslegung von Zungenrede, obwohl die Gabe deutlich erwähnt wird. Dies könnte folgende Gründe haben:

  1. Die biblischen Berichte konzentrieren sich auf die Ergebnisse und Wirkungen der Geistesgaben, nicht auf detaillierte Beschreibungen ihrer Ausübung.
  2. Die ausführlichste Behandlung der Zungenrede und ihrer Auslegung (1. Korinther 14) ist eine Anweisung, keine narrative Beschreibung.
  3. Im Pfingstereignis (Apostelgeschichte 2) war keine Auslegung nötig, da die Zuhörer die Sprachen direkt verstanden.

Einige indirekte Beispiele oder Analogien könnten sein:

  1. Die Mittlerrolle des Mose: Mose fungierte als „Ausleger“ zwischen Gott und dem Volk (2. Mose 19,3-6; 20,18-21).
  2. Daniel als Traumdeuter: Daniel legte übernatürliche Botschaften aus, die anderen unverständlich waren (Daniel 2; 4; 5).
  3. Jesus erklärt Gleichnisse: Jesus gab seinen Jüngern private Auslegungen seiner öffentlichen Gleichnisse (Matthäus 13,10-23).

Kulturelle und historische Aspekte

In der frühen Kirche

Die Auslegung der Zungenrede war offensichtlich Teil des Gemeindelebens in Korinth und vermutlich auch in anderen frühen christlichen Gemeinden. Die detaillierten Anweisungen des Paulus deuten darauf hin, dass es sich um eine regelmäßige Praxis handelte, die jedoch der Ordnung bedurfte.

Aus den späteren Schriften der Kirchenväter gibt es wenige spezifische Hinweise auf die Praxis der Auslegung, parallel zum allmählichen Rückgang der Berichte über Zungenrede selbst.

In der modernen charismatischen Bewegung

Mit dem Wiederaufleben der Zungenrede in der Pfingstbewegung und später in der charismatischen Erneuerung wurde auch die Auslegung wieder praktiziert:

  1. In pfingstlichen Gottesdiensten wurde die Auslegung oft als bestätigende Manifestation für die Echtheit der Zungenrede angesehen.
  2. In charismatischen Kreisen wird die Auslegung manchmal als eine Form der prophetischen Rede betrachtet.
  3. Es gibt unterschiedliche Praktiken bezüglich der Form, des Timing und der Prüfung von Auslegungen.

Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten

1. Im Gemeindegottesdienst

  • Als Teil eines geordneten charismatischen Gottesdienstes
  • In speziellen Gebetsversammlungen mit charismatischer Prägung
  • Bei besonderen Anlässen, wenn der Heilige Geist spontan wirkt

2. In Kleingruppen

  • In Hauskreisen mit praktizierter Zungenrede
  • In Gebetsgruppen mit charismatischer Ausrichtung
  • In Jüngerschaftsgruppen, die die Geistesgaben erforschen und praktizieren

3. Im persönlichen Dienst

  • Bei der Fürbitte für andere
  • Als Teil eines prophetischen oder seelsorgerlichen Dienstes
  • In besonderen Situationen, in denen Gott übernatürliche Leitung gibt

Zusammenfassung

Die Gabe der Auslegung der Zungenrede ist eine besondere Befähigung durch den Heiligen Geist, die Bedeutung oder den Inhalt einer in Zungenrede geäußerten Botschaft zu verstehen und in der gewöhnlichen Sprache der Gemeinschaft wiederzugeben. Sie ist eng mit der Gabe der Zungenrede verbunden und macht diese für die Gemeinde fruchtbar und erbaulich.

Paulus gibt in 1. Korinther 14 klare Richtlinien für den geordneten Gebrauch dieser Gabe in der Gemeinde und betont ihre Wichtigkeit, wenn Zungenrede öffentlich praktiziert wird. Die Auslegung transformiert die persönliche Gabe der Zungenrede in eine gemeinschaftserbauende Äußerung, vergleichbar mit der Prophetie.

Während die verschiedenen theologischen Traditionen diese Gabe unterschiedlich bewerten und interpretieren, ist ihre Grundfunktion klar: Sie dient der Verständlichmachung der in Zungenrede geäußerten Botschaft und damit der Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Gemeinde.

In der heutigen Praxis ist es wichtig, diese Gabe mit Demut, Unterscheidungsvermögen und in Übereinstimmung mit den biblischen Richtlinien auszuüben. Wie alle Geistesgaben steht auch die Auslegung unter dem Zeichen der Liebe und soll letztlich zur Verherrlichung Gottes und zum Aufbau seines Reiches dienen.

Schlüsselverse zur Gabe der Auslegung der Zungenrede

  • 1. Korinther 12,10: „…einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Auslegung der Zungenrede“
  • 1. Korinther 14,5: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde erbaut werde“
  • 1. Korinther 14,13: „Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne“
  • 1. Korinther 14,26-28: „Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selbst und für Gott“
  • 1. Korinther 14,39-40: „Darum, liebe Brüder, bemüht euch um die prophetische Rede und wehrt nicht, in Zungen zu reden. Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen“