Definition und Wortbedeutung
Der Begriff „Zungenrede“ oder „Arten von Sprachen“ stammt aus 1. Korinther 12,10 und 12,28, wo Paulus von „γένη γλωσσῶν“ (génē glōssôn) spricht. Diese Wortverbindung setzt sich aus zwei griechischen Begriffen zusammen:
- γένη (génē): der Plural von „génos“, was „Art“, „Gattung“, „Familie“ oder „Sorte“ bedeutet. Es verweist auf verschiedene Typen oder Kategorien.
- γλωσσῶν (glōssôn): der Genitiv Plural von „glōssa“, was sowohl das physische Organ „Zunge“ als auch „Sprache“ bedeuten kann. Im neutestamentlichen Kontext bezieht es sich meistens auf Sprachen oder Arten des Sprechens.
Die Kombination dieser Begriffe deutet auf verschiedene Arten von Sprachen oder Ausdrucksformen hin, die nicht auf natürlichem Wege erlernt wurden. Die Gabe der Zungenrede bezieht sich somit auf eine übernatürliche Befähigung, in einer Sprache zu sprechen, die dem Sprechenden normalerweise unbekannt ist.
Formen der Zungenrede im Neuen Testament
Im Neuen Testament lassen sich zwei unterschiedliche Phänomene der Zungenrede beobachten:
1. Xenolalie (Fremdsprachenrede)
Dies bezieht sich auf das Sprechen in tatsächlichen menschlichen Sprachen, die der Sprecher nicht auf natürlichem Wege erlernt hat:
- Pfingstereignis: In Apostelgeschichte 2,1-13 sprachen die Jünger nach der Ausgießung des Heiligen Geistes in verschiedenen Sprachen (γλώσσαις), die von den anwesenden internationalen Besuchern verstanden wurden.
- „Als sie nun dies hörten, wurden sie bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.“ (Apostelgeschichte 2,6)
- Die aufgelisteten Sprachen waren real existierende Sprachen der damaligen Welt.
2. Glossolalie (Gebetssprache)
Dies bezieht sich auf das Sprechen in einer Sprache, die weder dem Sprecher noch den Zuhörern bekannt ist:
- Korintherbrief: In 1. Korinther 14 beschreibt Paulus eine Form der Zungenrede, die der Auslegung bedarf und primär der persönlichen Erbauung dient.
- „Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse.“ (1. Korinther 14,2)
- Diese Form scheint sich von der Fremdsprachenrede zu Pfingsten zu unterscheiden.
Biblische Grundlage
Die primäre biblische Grundlage für die Gabe der Zungenrede findet sich in:
- 1. Korinther 12,10: „…einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Auslegung der Zungenrede.“
- 1. Korinther 12,28: „Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede.“
- 1. Korinther 14: Dieses gesamte Kapitel enthält detaillierte Anweisungen zum Umgang mit der Gabe der Zungenrede in der Gemeinde.
Darüber hinaus finden sich Berichte über Zungenrede an mehreren Stellen in der Apostelgeschichte:
- Apostelgeschichte 2,1-13: Das Pfingstereignis, bei dem die Jünger in verschiedenen Sprachen sprachen.
- Apostelgeschichte 10,44-48: Kornelius und sein Haushalt empfingen den Heiligen Geist und redeten in Zungen.
- Apostelgeschichte 19,1-7: Jünger in Ephesus empfingen den Heiligen Geist und redeten in Zungen und weissagten.
Zweck und Funktion der Zungenrede
Paulus beschreibt verschiedene Funktionen und Zwecke der Zungenrede:
1. Persönliche Erbauung
- 1. Korinther 14,4: „Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde.“
- 1. Korinther 14,28: „Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selbst und für Gott.“
Die Zungenrede dient dem persönlichen Gebet und der eigenen geistlichen Stärkung.
2. Gebet und Lobpreis
- 1. Korinther 14,15: „Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.“
- 1. Korinther 14,16-17: „Wenn du Gott lobst im Geist… du sagst wohl schön Dank…“
Zungenrede kann als Ausdrucksform des Gebets und Lobpreises dienen, besonders wenn menschliche Worte nicht ausreichen.
3. Zeichen für Ungläubige
- 1. Korinther 14,22: „Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen.“
- Apostelgeschichte 2,4-12: Die Zungenrede zu Pfingsten führte dazu, dass viele erstaunt waren und fragten: „Was will das werden?“
In bestimmten Kontexten kann Zungenrede als übernatürliches Zeichen dienen, das Aufmerksamkeit erregt.
4. Erbauung der Gemeinde (mit Auslegung)
- 1. Korinther 14,5: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde erbaut werde.“
- 1. Korinther 14,13: „Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne.“
Wenn Zungenrede ausgelegt wird, kann sie zur Erbauung der gesamten Gemeinde dienen.
Theologische Perspektiven zur Gabe der Zungenrede
Verschiedene theologische Traditionen interpretieren diese Gabe unterschiedlich:
1. Die pentekostal-charismatische Perspektive
Diese Sichtweise, die in pfingstlichen und charismatischen Kreisen vertreten wird, betont:
- Die Zungenrede ist eine fortbestehende Gabe für die Gemeinde heute.
- Sie wird oft als „Initialzeichen“ oder normative Begleiterscheinung der Geistestaufe gesehen.
- Es wird zwischen dem privaten Gebrauch der Zungenrede (zur persönlichen Erbauung) und dem öffentlichen Gebrauch (mit Auslegung) unterschieden.
- Die Gabe wird als verfügbar für jeden Gläubigen betrachtet, auch wenn nicht alle sie empfangen.
2. Die evangelikale Perspektive
Diese Perspektive, die in vielen evangelikalen Gemeinden vertreten wird, nimmt oft eine vermittelnde Position ein:
- Die Gabe der Zungenrede mag fortbestehen, ist aber nicht notwendigerweise für jeden Gläubigen.
- Sie ist eine von vielen Gaben und nicht unbedingt Zeichen besonderer Geistlichkeit.
- Der Fokus liegt auf der geordneten Ausübung nach den paulinischen Richtlinien.
- Oft wird zwischen dem Pfingstereignis (Fremdsprachen) und der korinthischen Zungenrede unterschieden.
3. Die cessationistische Perspektive
Diese Sichtweise, die in manchen reformierten und dispensationalistischen Kreisen vertreten wird, argumentiert:
- Die Gabe der Zungenrede war primär für die apostolische Zeit bestimmt und hat mit dem Abschluss des Kanons aufgehört.
- Die Zungenrede zu Pfingsten und in der frühen Kirche bestand aus echten menschlichen Fremdsprachen.
- Moderne Phänomene der Zungenrede unterscheiden sich von dem biblischen Phänomen.
- Korinther 13,8 wird als Hinweis darauf gesehen, dass Zungenrede „aufhören“ wird.
Anwendung und Praxis der Zungenrede
Richtlinien nach 1. Korinther 14
Paulus gibt in 1. Korinther 14 klare Anweisungen für den Umgang mit der Zungenrede in der Gemeinde:
- Ordnung und Reihenfolge: „Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus“ (V. 27).
- Notwendigkeit der Auslegung: „Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selbst und für Gott“ (V. 28).
- Vorrang der Verständlichkeit: „In der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen“ (V. 19).
- Sinn und Zweck: „Darum, wer in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne“ (V. 13).
- Kontrolle und Bewusstsein: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“ (V. 32). Dies impliziert, dass der Redende Kontrolle über die Gabe hat.
- Alles zur Erbauung: „Lasst es alles geschehen zur Erbauung!“ (V. 26)
- Angemessenheit: „Lasst alles ehrbar und ordentlich zugehen“ (V. 40).
Privater und öffentlicher Gebrauch
Die biblischen Richtlinien unterscheiden zwischen dem privaten und öffentlichen Gebrauch der Zungenrede:
- Privater Gebrauch:
- Keine Auslegung notwendig
- Dient der persönlichen Erbauung
- Kann jederzeit praktiziert werden
- „Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst“ (1. Korinther 14,4)
- Öffentlicher Gebrauch:
- Auslegung notwendig
- Begrenzt auf 2-3 Personen nacheinander
- Muss zur Erbauung der Gemeinde dienen
- „Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus“ (1. Korinther 14,27)
Anzeichen der Gabe der Zungenrede
Menschen mit der Gabe der Zungenrede zeigen oft folgende Merkmale:
- Tiefes Gebetsleben: Eine besondere Freude und Intensität im Gebet.
- Überströmendes Lob: Ein starkes Bedürfnis, Gott über das hinaus zu loben, was gewöhnliche Sprache ausdrücken kann.
- Geistliche Sensibilität: Eine besondere Empfänglichkeit für das Wirken des Heiligen Geistes.
- Stärkung in Schwierigkeiten: Die Erfahrung geistlicher Stärkung durch Zungenrede in Zeiten der Schwachheit.
- Freiheit im Ausdruck: Eine Freiheit, sich im Gebet ohne die Beschränkungen der eigenen Sprache auszudrücken.
- Geistliche Erfrischung: Eine Erfahrung der Erneuerung und Belebung durch diese Gebetsform.
Gefahren und Herausforderungen
Die Gabe der Zungenrede birgt auch spezifische Versuchungen und Herausforderungen:
- Überbewertung: Die Versuchung, diese Gabe als Zeichen besonderer Geistlichkeit überzubewerten.
- Elitarismus: Die Gefahr, zwischen „Geistgetauften“ und „nicht-Geistgetauften“ Christen zu unterscheiden.
- Unordnung: Die Missachtung der paulinischen Richtlinien für den geordneten Gebrauch in der Gemeinde.
- Falscher Fokus: Die Konzentration auf die Manifestation statt auf den Geber der Gabe.
- Manipulation: Der Versuch, andere zum Zungenreden zu drängen oder es zu simulieren.
- Vernachlässigung der Auslegung: Die Praxis der öffentlichen Zungenrede ohne entsprechende Auslegung.
- Verwirrung: Die Erzeugung von Verwirrung statt Erbauung, besonders bei Besuchern oder Nichtchristen.
Entwicklung und Förderung der Gabe der Zungenrede
Obwohl die Gabe der Zungenrede ein Geschenk des Heiligen Geistes ist, kann sie gefördert und entwickelt werden:
- Gebet um die Gabe: Paulus ermutigt, nach den Geistesgaben zu streben (1. Korinther 14,1).
- Offenheit: Eine offene, empfängliche Haltung gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes.
- Übung: Die aktive Ausübung der Gabe, wenn sie empfangen wurde (1. Timotheus 4,14).
- Auslegung suchen: Das Gebet um die begleitende Gabe der Auslegung (1. Korinther 14,13).
- Gemeinschaft: Der Austausch mit anderen, die diese Gabe praktizieren.
- Biblisches Studium: Das Verständnis der biblischen Lehre über diese Gabe.
- Demut: Eine demütige Haltung, die die Gabe als Geschenk Gottes und nicht als persönliche Leistung sieht.
Die Gabe der Zungenrede im Verhältnis zu anderen Gaben
Die Gabe der Zungenrede steht in besonderer Beziehung zu anderen Geistesgaben:
- Auslegung der Zungenrede: Diese Gabe ist die natürliche Ergänzung zur Zungenrede und ermöglicht ihre Nutzung zur Erbauung der Gemeinde.
- Prophetie: Paulus stellt diese beiden Gaben in 1. Korinther 14 vergleichend gegenüber, wobei er der Prophetie den Vorrang gibt, es sei denn, die Zungenrede wird ausgelegt.
- Gebet und Lobpreis: Die Zungenrede kann als übernatürliche Dimension des Gebets und Lobpreises gesehen werden.
- Unterscheidung der Geister: Diese Gabe hilft, echte von falscher oder manipulierter Zungenrede zu unterscheiden.
Kirchengeschichtliche Perspektive
Zungenrede in der frühen Kirche
Die Zungenrede war in der frühen Kirche präsent, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht:
- Irenäus (ca. 130-202 n.Chr.) erwähnt in „Adversus Haereses“, dass es in seiner Zeit Gläubige gab, die „durch den Geist in allen Sprachen redeten“.
- Tertullian (ca. 160-220 n.Chr.) verweist in seinen Schriften auf Menschen mit prophetischen Gaben, einschließlich Zungenrede.
- Origenes (ca. 185-254 n.Chr.) deutet an, dass die Zungenrede zu seiner Zeit seltener geworden war, aber noch vorkam.
Zungenrede in der späteren Kirchengeschichte
Nach der konstantinischen Wende im 4. Jahrhundert gibt es weniger Berichte über die Praxis der Zungenrede:
- Johannes Chrysostomos (ca. 349-407 n.Chr.) schreibt in seinen Homilien zu 1. Korinther, dass die Gabe zu seiner Zeit nicht mehr verbreitet war.
- Augustinus (354-430 n.Chr.) deutet an, dass die Gabe der Zungenrede als Zeichen für die frühe Kirche gedient hatte, aber zu seiner Zeit nicht mehr üblich war.
In der weiteren Kirchengeschichte gibt es sporadische Berichte über das Phänomen der Zungenrede:
- Bei den Montanisten im 2. Jahrhundert
- Bei verschiedenen mittelalterlichen Mystikern
- Bei den Jansenisten im 17. Jahrhundert
- Bei den Quäkern und frühen Methodisten
Zungenrede in der modernen Kirchengeschichte
Die moderne Pfingstbewegung begann Anfang des 20. Jahrhunderts:
- Azusa Street Revival (1906-1909): Ein Erweckungsereignis in Los Angeles, bei dem die Zungenrede als Zeichen der „Geistestaufe“ betont wurde.
- Charismatische Erneuerung: Ab den 1960er Jahren breitete sich die Praxis der Zungenrede in traditionellen Denominationen aus, einschließlich der katholischen Kirche.
- Dritte Welle: In den 1980er Jahren entstand eine Bewegung, die charismatische Gaben betonte, ohne die Zungenrede als notwendiges Zeichen der Geistestaufe zu sehen.
Biblische Beispiele der Zungenrede
1. Das Pfingstereignis
Als erstes und paradigmatisches Beispiel:
- Die Jünger wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in anderen Sprachen zu reden (Apostelgeschichte 2,1-13)
- Die internationalen Besucher in Jerusalem hörten sie in ihren eigenen Muttersprachen sprechen
- Dieses Ereignis markierte den Beginn der Gemeinde und die Erfüllung der Verheißung Jesu (Apostelgeschichte 1,8)
2. Das Haus des Kornelius
Als Zeichen der Einbeziehung der Heiden:
- Der Heilige Geist fiel auf alle, die dem Wort zuhörten (Apostelgeschichte 10,44-46)
- „Denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen“
- Dieses Ereignis überzeugte die judenchristlichen Begleiter des Petrus von der Aufnahme der Heiden
3. Die Jünger in Ephesus
Als Bestätigung der apostolischen Lehre:
- Paulus legte diesen Johannesjüngern die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist (Apostelgeschichte 19,1-7)
- „Und sie redeten in Zungen und weissagten“
- Dieses Ereignis kennzeichnete ihre vollständige Aufnahme in die christliche Gemeinde
4. Die Gemeinde in Korinth
Als etablierte Praxis in der Gemeinde:
- Die Korinther praktizierten die Zungenrede regelmäßig, aber nicht immer ordnungsgemäß
- Paulus gab detaillierte Anweisungen zum angemessenen Gebrauch (1. Korinther 14)
- Er betonte sowohl den Wert der Gabe als auch ihre Grenzen
Praktische Anwendung in verschiedenen Kontexten
1. Im persönlichen Gebetsleben
- Als Mittel der persönlichen Erbauung und Stärkung
- Bei der Fürbitte, wenn menschliche Worte nicht ausreichen
- In Zeiten besonderer geistlicher Not oder Herausforderung
- Als Ausdruck tiefer Anbetung und Ehrfurcht vor Gott
2. Im Gemeindeleben
- In speziellen Gebetsversammlungen mit Auslegung
- Als Teil des gemeinsamen Lobpreises in angemessener Weise
- In Kleingruppen, die mit dieser Gabe vertraut sind
- Bei der Fürbitte für besondere Anliegen
3. In der Mission
- Als mögliches Zeichen für Menschen aus anderen Kulturen
- Als geistliche Ressource in herausfordernden Missionsgebieten
- Als Mittel der Überwindung sprachlicher und kultureller Barrieren
- Als Demonstration der übernatürlichen Dimension des Evangeliums
Zusammenfassung
Die Gabe der Zungenrede ist eine besondere Befähigung durch den Heiligen Geist, in einer Sprache zu sprechen, die dem Sprechenden normalerweise unbekannt ist. Sie manifestiert sich in verschiedenen Formen – vom Sprechen in tatsächlichen menschlichen Fremdsprachen (Xenolalie) bis zum Sprechen in einer „Gebetssprache“ (Glossolalie).
Diese Gabe dient primär der persönlichen Erbauung im privaten Gebet, kann aber mit entsprechender Auslegung auch zur Erbauung der Gemeinde beitragen. Sie ist eine von vielen Geistesgaben und nicht notwendigerweise ein Zeichen besonderer Geistlichkeit oder Reife.
Die verschiedenen theologischen Traditionen innerhalb des Christentums bewerten und interpretieren diese Gabe unterschiedlich – von der Überzeugung ihrer fortdauernden Relevanz bis zur Ansicht, dass sie primär für die apostolische Zeit bestimmt war.
Unabhängig von der theologischen Position ist es wichtig, die biblischen Richtlinien für den Umgang mit dieser Gabe zu beachten: Ordnung, Angemessenheit, Notwendigkeit der Auslegung bei öffentlichem Gebrauch und die Priorität der Erbauung aller.
Schlüsselverse zur Gabe der Zungenrede
- 1. Korinther 12,10: „Einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Auslegung der Zungenrede“
- 1. Korinther 12,28: „Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede“
- 1. Korinther 14,2: „Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse“
- 1. Korinther 14,4: „Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde“
- 1. Korinther 14,5: „Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde erbaut werde“
- 1. Korinther 14,13: „Wer also in Zungen redet, der bete, dass er’s auch auslegen könne“
- 1. Korinther 14,18-19: „Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle. Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen“
- 1. Korinther 14,22: „Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen“
- 1. Korinther 14,23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen?“
- 1. Korinther 14,26-28: „Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! Wenn jemand in Zungen redet, so seien es zwei oder höchstens drei und einer nach dem andern; und einer lege es aus. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selbst und für Gott“
- 1. Korinther 14,39-40: „Darum, liebe Brüder, bemüht euch um die prophetische Rede und wehrt nicht, in Zungen zu reden. Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen“
- Apostelgeschichte 2,4: „Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab“
- Apostelgeschichte 10,44-46: „Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen“
- Apostelgeschichte 19,6: „Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten“
- Markus 16,17: „Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden“
- Römer 8,26: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen“
- Jesaja 28,11-12: „Wohlan, er wird einmal mit unverständlicher Sprache und mit einer fremden Zunge reden zu diesem Volk, er, der zu ihnen gesagt hat: ‚Das ist die Ruhe; schafft Ruhe den Müden; das ist die Erquickung!‘ Aber sie wollten nicht hören“ (von Paulus in 1. Korinther 14,21 zitiert)**: In 1. Korinther 14 beschreibt Paulus eine Form der Zungenrede, die der Auslegung bedarf und primär der persönlichen Erbauung dient.
- „Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse.“ (1. Korinther 14,2) – Diese Form scheint sich von der Fremdsprachenrede zu Pfingsten zu unterscheiden.